Friedrich-Ebert-Straße: Kulturwandel gegen das Auto im Kopf

Verkehrswende muss schön sein und Sicherheit für Fuß und Rad bringen – wie geht das? Eine Fahrradstraße ohne Autoverkehr mitten in der Stadt und auf einer viel befahrenen Straße – ist das möglich? Überdachte und beleuchtete Großhaltestellen der Straßenbahn an einem Knotenpunkt der Stadt – kriegen wir das hin?  Die Initiative „Einfach Einsteigen“  hat hierzu kreative Lösungen entwickelt:

So könnte die Friedrich-Ebert-Straße einmal aussehen. Foto/Grafik: Einfach Einsteigen. Hier mehr dazu.

Mitten in den Sommerferien rief die Mobilitätssenatorin Maike Schaefer die Bremer*innen dazu auf, sich mit Ideen und Vorschlägen in die geplante Umgestaltung der Friedrich-Ebert-Straße einzubringen. Da die Umgestaltung dieser bisher vierspurigen Straße als wichtiger Schritt in Richtung autofreie Innenstadt angesehen wird, hat sich die Initiative Einfach Einsteigen dort mit einer Stellungnahme eingebracht.

Schon vor einem Jahr hatte sich eine Bürgerinitiative aus der Neustadt des Themas mit großer Sorgfalt angenommen. In diesem Beitrag werden die Aspekte hervorgehoben, die sich unterscheiden: Einfach Einsteigens (EE) Arbeitsschwerpunkte sind die Finanzierung und der Ausbau des Nahverkehrs. Aber neue, bessere und sichere Wege für den Rad- und Fußverkehr sind für EE ebenso wichtig wie ein gut ausgebauter Nahverkehr. Interessant am Umbauprojekt Friedrich-Ebert-Straße (FES) ist nicht nur die Umverteilung des Straßenraums hin zum Umweltverbund, sondern auch die Auswirkungen dieses Umbaus auf die ganze Neustadt: Die FES grenzt direkt an das mit Preisen ausgezeichnete Fahrradmodellquartier, in dem aber das Auto immer noch eine viel zu große Rolle einnimmt. Die Umgestaltung der FES könnte nicht nur eine weitere verkehrsberuhigende Wirkung auf das Modellquartier, sondern auch auf die Pappelstraße und weitere angrenzende Straßen, z.B. den Buntentorsteinweg haben. So kann sie auch Vorbild für die Umgestaltung anderer Verkehrsschneisen in der Neustadt, wie der Langemarckstraße, werden.

Verbesserungen für den Nahverkehr


Überdachte Straßenbahnhaltestelle in Warschau, Foto: Mark Peter Wege

Bei der Umgestaltung der FES geht es vor allem um viele Detailverbesserungen, die aber durchaus bedeutsam sein können. Sofern mehr Raum für Fahrrad- und Fussverkehr sichergestellt ist, können folgende Maßnahmen sinnvoll sein:

  1. Eine vom restlichen Straßenverkehr unabhängige Trasse für die Straßenbahn vom Leibnizplatz bis Neuenlander Straße .
  2. Sichere und komfortable Haltestellen (vor allem: Gastfeldstraße). Wichtig wäre eine umfangreiche Überdachung und Beleuchtung vor, die später auch im restlichen Bus- und Straßenbahnnetz umgesetzt werden sollte
  3. Umgestaltung der Haltestellenanlage am Leibnizplatz, so dass die Fahrzeuge der Linien 4 und 6 hintereinander halten können.


    Straßenbahnhaltestelle in Warschau, Foto: Mark Peter Wege

Neuaufteilung des Straßenraums

Zur Neuaufteilung des Straßenraums schlägt EE neben der „konventionellen“ Lösung mit einer Protected Bike Lane auf jeder Seite eine Alternative zur Prüfung vor: Stadteinwärts links der Straßenbahngleise eine echte Fahrradstraße mit je 2 Spuren pro Richtung. Rechts der Gleise sollte eine in beiden Richtungen einspurige PKW-Straße entstehen. Sollte diese Lösung umsetzbar sein, hätten wir eine echte Fahrradstraße in der Innenstadt, auf der keine Autos fahren dürften.


So könnte die Friedrich-Ebert-Straße einmal aussehen. Foto/Grafik: Einfach Einsteigen

Natürlich gibt es einige Dinge, die zu klären sind: z.B. wie der Verkehr und vor allem die Ampel in den Kreuzungsbereichen geregelt werden  Auch die Frage, wie Lieferant*innen und Anwohner*innen Zugang erhalten (eventuell teilweise über Seitenstraßen), müsste geklärt werden. Sollte EEs Vorschlag umsetzbar sein, hätte das den Charme, dass dies auch in weiteren Straßenzügen wie z.B. der Oster/Westerstr.und der Langemarckstraße umgesetzt werden könnte und von dort aus ein Netz echter Fahrradstraßen heraus entwickelt werden könnte.

Ästhetik und Lebensqualität

Bei der Umgestaltung der FES sind auch sehr stark ästhetische Aspekte zu berücksichtigen. Verkehrswende muss schön sein! Es braucht einen Kulturwandel, um dass „Auto im Kopf“ zu überwinden. Hier bietet der Leibnizplatz  eine große Chance. Deswegen sollte die Stadt bei der Umsetzung auch die Hochschule und die Shakespeare-Company mit einbeziehen. Zwischen Leibnizplatz und Osterstraße könnte mit dem Aufheben von Parkplätzen und dem Bau einer Überdachung eine Flaniermeile entstehen. Auf der ganzen Länge der FES könnte die Stadt dank moderner LED-Technik neue Beleuchtungskonzepte ausprobieren, die zu mehr realer und gefühlter Sicherheit und Erlebnisqualität beitragen könnte.

Die vollständige Stellungnahme kann hier heruntergeladen werden.