Schon mal gehört, dass Bremen die heimliche Fahrradhauptstadt Deutschlands ist und auch in Europa einen Spitzenplatz einnimmt?
Aber ja, unter allen deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 EinwohnerInnen nimmt die Freie Hansestadt Bremen die Spitzenstellung beim Fahrradfahren ein.
Wissen Sie, dass in Bremen der erste deutsche Radweg gebaut[1. 1897] und die Fahrradstraße erfunden wurde?[2.1978 wurde dank Klaus Hinte, damals Leiter der Verkehrsbehörde beim Innensenator, die erste Test-Fahrradzone in der Herbststraße im Stadtteil Findorff eingerichtet.] Wissen Sie, dass in Bremen die ersten Einbahnstraßen zum gegenläufigen Befahren fürs Fahrrad freigegeben wurden?[3.„Bremen spielte dank der Innovationsfreude von Klaus Hinte (Amt für Straßen und Verkehr) hierbei Vorreiter für die anschließend im Jahr 1997 offiziell in die StVO aufgenommene Regelung zur Freigabe der Einbahnstraßen für den gegenläufigen Radverkehr. Mittlerweile sind fast alle Einbahnstraßen (in Bremen, B.W.) für den gegenläufigen Radverkehr freigegeben.“ Vgl. http://www.adfc-bremen.de/radverkehr/positionen-themen/wege-zum-radfahren.html]
Aber ja, Bremen verfügt heute mit einem Radwegenetz von über 700 km über das am besten ausgeklügelte und kohärenteste in ganz Deutschland. Kommt hinzu, dass in Bremen 1979 der ADFC gegründet wurde und auch die erste Velo-City-Conference 1980 in Bremen abgehalten wurde.
Seit rund 25 Jahren liegt der Radler Modal Share, also der Anteil der Wege, die auf dem Fahrrad zurückgelegt werden, bei mehr als 20 %, 22% Anfang der 90er Jahre,[4.„Mit 22% Radverkehrsanteil zu Anfang der 90er Jahre liegt Bremen im Vergleich deutscher Großstädte weit vorn.“ Vgl. Freie Hansestadt Bremen, Der Senator für Bau und Umwelt (Hrsg.): Bremen fährt Rad! Zielplanung Fahrrad, Kurzfassung, Bremen, im Mai 2003, S. 8] und 2013 waren es 24,8%.[5.TU Dresden, Lehrstuhl „Verkehrs- und Infrastrukturplanung (Hrsg.): Sonderauswertung zum Forschungsprojekt „Mobilität in Städten – SrV2013“ Städtevergleich, S. 91, Tabelle 12(a) (Zahlen zum Binnenverkehr)] Auch (fahrradpolitisch) aufstrebende Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München können da nicht mithalten.
Die Sache hat nur einen Haken: Bremen kommt nicht voran mit seinem Fahrradanteil, er stagniert, genauer: bewegt sich seit rund 25 Jahren kaum nach oben.[6.„Im Vergleich zu Zählungen aus den vergangenen 10 Jahren lässt sich allerdings auch erkennen, dass der Radverkehr in diesem Zeitraum nicht weiter zugenommen hat, u.U. sogar leicht rückläufig ist.“. Vgl. Freie Hansestadt Bremen, Der Senator für Bau und Umwelt (Hrsg.): Bremen fährt Rad! Zielplanung Fahrrad, Kurzfassung, Bremen, im Mai 2003, S. 8.] Ein Ergebnis ist, dass der öffentliche Raum in vielen Vierteln von geparkten Autos dominiert und der Lebens- und Begegnungsraum für die BürgerInnen immer weiter eingeschränkt wird.
Fehlt die Zielsetzung, die Strategie, der Mut, das Fahrrad ernster zu nehmen als den motorisierten Individualverkehr (MIV)? Fehlt der politische Wille zur Verkehrswende? Werden die (eigenen) klimapolitischen Vorgaben nicht ernst genommen? Ist die Lobby von Handelskammer und Autoindustrie zu stark dagegen? Hat der ADFC in Bremen vielleicht Fehler gemacht? Haben die BremerInnen im Rathaus nicht begriffen, welchen Schatz sie da haben und welches Steigerungspotenzial sie beim Fahrradfahren haben? Und weiß überhaupt jemand genau, warum Bremen trotzdem so viele FahrradfahrerInnen hat?
Viele Fragen, wenige Antworten: Bremenize hat sich vorgenommen, hinter die Kulissen zu schauen, Bremens radpolitische Geschichte zu durchleuchten und die verkehrspolitischen Ziele der Hansestadt zu hinterfragen.
Wir wollen die öffentliche Debatte um
- Klimaschutz
- Lebenswerte Städte und
- Nachhaltigen Verkehr
unter den VerkehrsexpertInnen in Bremen und umzu, in ganz Deutschland und auch mit internationaler Beteiligung führen. Deswegen führen wir diesen Blog zweisprachig, so kann ein großer Teil der Fahrradwelt mitdiskutieren.
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